Utzingerchronik 1897

Die Utzingerchronik von 1897 geht auf den Bülacher Chronisten Joseph Utzinger zurück. Dieser verstarb zwar 1879, die Chronik wurde aber von seinem Bruder August noch bis 1897 weiter geführt.

 

Aus der Chronik geht aus den Seiten 317 und 318 des 4. Buches folgendes zu den Brunnen hervor:

 

IV Die Brunnen

Sobald Bülach sich gegen Angriffe von aussen nach damaliger Uebung befestigt hatte, trat auch die Nothwendigkeit ein, sich für den Belagerungsfall mit gesichertem Trinkwasser zu versehen. Hiezu konnte ein offener Bach nicht mehr genügen und es wird aus Sodbrunnen das Wasser mit Eimern, von welchem einer steigt, wenn der andere fällt, bezogen worden sein. Leitungen für laufende Brunnen können zu jenen Zeiten nicht wohl existirt haben, da das Auffinden und Abschneiden derselben für den Feind nicht sehr schwierig war. Solche Brunnen gab es unseres Wissens innert der Ringmauer nur zwei, nämlich bei dem Waschhause No. 161 unterhalb der Wetti, und im einspringenden Winkel (Nos.) 94a und 94b beim Oberthor, die beide nicht ausgefüllt, wohl aber überdacht sind. Ein Ziehbrunnen mit ungleich besserem Wasser, als diese beiden befindet sich hinter dem Hause No. 53 vor dem Unterthor, und von der Zimmere an auswärts hatte beinahe jedes Haus einen solchen.

 

1635 Alter Stadtbrunnen.

In diesem Jahre wurde ein Brunnen mit 4 Röhren, grösser als der jetzige vor dem Rathause erbaut. Er war von Schleitheimer Steinen; ein Ueberrest davon ist die Säule am Jakobsbrunnen, ebenso schön wie dauerhaft. – Stücke des Troges mit schöner Bildhauerarbeit wurden zu Bachmauern verwendet. Auf der Brunnensäule, welche mit Bildern aus der Götterlehre geziert war, stand ein vergoldeter Löwe, der schon bei Ausbruch der franz.(ösischen) Revolution 1789 entfernt werden musste und aber spurlos verschwunden ist.

 

Der Trog sprang vor Kälte 1708 auf 1709 und musste reparirt werden.

 

1522 kommt schon der Brunnen im Hörain vor, und er erhielt 1683 eine (hölzerne) Stud, dieser Brunnen, der oberhalb des Höhrainhofs in der Waldung stand, führte ein ausgezeichnetes Wasser.

 

1683 Im gleichen Jahre erhielt der Weinbergbrunnen einen neuen Trog.

 

1771 vertrocknete der Brunnen in Nussbaumen und es musste eine frische Quelle gefasst und ihm zugeleitet werden.

 

1788 kostete der Kreuzbrunnen 559 Pfd. (Pfund).

 

1797 wurde der jetzige Stadtbrunnen erbaut, der Trog aus Würenloser Steinen; er kostete:

Für Steine, Kitt, Fuhrlohn dem Steinhauer Peter Moser in Würenlos Pfd. 2908

Die Maurerarbeit Pfd. 304

Die Ausgrabung des Fundamentes Pfd. …

Der eiserne Rost (Anmerkung 10a) und 10 Tage Pfahlschlagen …

35 Fuder Mauerstein zum Fundament

33 Bennen Sand

Fuhrlohn

Eisenarbeit dem Johannes Roth, Schmied

Taglöhner, Trinkgelder

Aufricht

Sa. (Summa) Pfd. 3829 18 S. (Schilling) 3 Hlr (Heller)

Ferner … Wein …

… Kernen, … Roggen, … Bohnen               Pfd.    293    5 S.

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(Fr. 4810 27 c.)                           Sa.                     Pfd. 4123    3 S.                      3 Hlr

 

1817 Erhielt der Hertibrunnen eine Brunnensäule (Stud) zu 90 Pfd.

 

1826 Wurde die Hertibrunnenquelle gekauft von Seckelmeister Klingler. Und der jetzige Steinerne Trog zum Kreuzbrunnen angeschafft 160 Gl. 10 S. 

 

1827 Der Trog und die Säule von Stein zum Gerwebrunnen 195 Gl. 15 S., Fuhrlohn 80 Gl.

 

1847 Nachdem durch Brunnenmeister Weidmann von Winterthur die Quellen für sämtliche Brunnen (Kreuz ausgen.(ommen)) in den Weitewiesen zu einer neuen Leitung gefasst waren, entstanden noch weitere neue Brunnen, wozu die Genossen je Trog und Säule zu geben hatten.

 

1847 Der Michaeli-Brunnen mit 2 Röhren vor dem Unterthor

 

1848 Der Jakobs-Brunnen mit 2 Röhren

 

1849 Oben im Städtli der Mühlegassbrunnen Frk. ? 347

 

1851 12. Juli Der Heinrichs-Brunnen mit 1 Röhre beim Gefängnisbau

 

1856 31. Mai Der 3 Königsbrunnen mit 1 Röhre kostete 536 Fr. 96 c.

 

1857 Der Brunnen im Sandacker und einer Str. Vollebern je 1 Röhre

 

1865 An der Eichgasse ?

 

1867 Im Seematt-Unterweg

 

1865 Beim alten Gefängnis je 1 Röhre (Anmerkung 10b)

 

Anmerkung 10a (S. 522):

Dieser „Rost“ wurde 1877 ausgegraben. Die Pfähle hatten zwar eine glänzende, tiefschwarze Beize angenommen, waren aber eigentlich blos(s) 1,20 m lange Scheiter, die pro Stück Ca. 20 c. galten.

 

Anmerkung 10b (S. 522):

Das Wasser tragen Mannsleute in der Tanse, Frauensleute in der Kupfergelte auf dem Kopf vom Brunnen in die Küche, nicht aber zur Nachtzeit und nicht während dem Gottesdienst. – In der Küche steht ein Ca. 80 Maass haltender, verzinkter Kupferkessel mit Deckel oder auch hölzernes Küblerwerk zur Aufbewahrung des Wassers bereit. Nach Polizeivorschrift sollen sämtliche Wassergefässe gegen Feuergefahr jede Nacht gefüllt sein. Trinkwasser trank man aus dem Kessel mit dem Gätz oder vom Brunnenkesseli in der Stube.

 

Herzlichen Dank an Peter Bertschinger für diesen Auszug.