Standort: Kreuzung Marktgasse/Brunngasse, vor dem Rathaus
Baujahr: 1797
Der Rathausbrunnen wurde 1797 vom Baumeister Hans Jacob Matis geschaffen. Dies bezeugt die Inschrift auf dem Zugeisen auf der dem Rathaus zugewandten Seite "BVM HANS IACOB MATIS M 1797". Es ist ein achteckiger, frühklassizistischer, im Louis XVI Stil erbauter Dorfbrunnen.
Trog, Stock und Säule bestehen aus Muschelkalk, wahrscheinlich aus Würenlos oder Mägenwil. Die Einlaufröhren sind aus Messing, die Zugeisen aus geschmiedetem Eisen geschaffen. Man vermutet, dass bei der Herstellung der Eisen eine spezielle Behandlung mit Leinöl gegen den Rost vorgenommen wurde. Die genaue Technik ist heute nicht mehr bekannt.
Der Rathausbrunnen wird aus einer eigenen Quelle gespeist. In trockenen Sommern oder zu anderen Gelegenheiten kann die Speisung auf die Trinkwasserversorgung umgestellt werden.
Auf der dem Rathaus zugewandten Seite ist Bülachs Stadtwappen (Laurentiusrost) von einem Kranz umgeben mit der Jahreszahl 1797 zu erkennen. Das Wappen und der Kranz sind aus dem Stein herausgehauen, die Ziffern der Jahreszahl hingegen in den Stein gemeisselt.
Die Zugeisen geben dem Brunnentrog an seiner Krone den nötigen Halt, damit er im Laufe der Zeit dem enormen und stetigen Wasserdruck standhalten kann und nicht allmählich auseinander bricht. Im gelockerten Zustand werden die Zugeisen durch 20 Muscheln gehalten. Auf der dem Rathaus abgewandten Seite ist die Inschrift "DAS EISEN WERCK HAT GEMACHT HEINRICH ROTH Z.B.L" ... zu finden.
Der Stock mit seinen vier Einlaufröhren, den Rosetten und der Säule aus der Empirezeit zeichnet sich durch die Girlande unterhalb der profilierten Platte aus. Ein ebenfalls typisches Verzierungselement aus dieser Zeit ist die Spitze der Säule.
1965, auf das Bülacherfest hin, wurde der Brunnen zusammen mit dem Surberbrunnen gründlich gereinigt. Etwas zu gründlich, wie dem 4. Bericht der Zürcher Denkmalpflege von 1964/1965 zu entnehmen ist.
"Leider gingen die Steinmetze dabei etwas zu weit, indem sie die Stöcke und Tröge nicht einfach nur abbürsteten und flickten, sondern mit Hammer und Eisen überarbeiteten, ja bedauerlicherweise sogar für die Flächenreinigung den Stockhammer einsetzten. Durch dieses Vorgehen wurden die Brunnen einerseits zwar für einige Zeit blitzblank, büssten aber andererseits nicht wenig an Substanz und an Rhythmus ein."
Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Zürich, Stadtrat Winterthur, Bauamt II der Stadt Zürich (1969). Zürcher Denkmalpflege, 4. Bericht 1964/1965 Zürich: Hans Rohr
Bei der Renovation 1993/94 durch den Bülacher Bildhauer Ueli Gantner (*1950) wurde der Brunnen gereinigt, Schäden behoben und Risse und Fugen verschlossen.
Am 26. Oktober 1997 wurde der Stadt Bülach anlässlich des "Brunnenfestes" der mit CHF 20'000.— dotierte Preis der Ernst und Hanna Hauenstein-Stiftung überreicht. Die Stiftung will bewirken, dass hauptsächlich historische und kommunale Brunnenanlagen samt deren näheren Umgebung als historisch gewachsene Ortsbilder erhalten und belebt bleiben. Seit 1996 wird der Preis jedes Jahr einer schweizerischen Gemeinde zugesprochen, die sich um dieses Ziel besonders verdient gemacht hat.
Anlässlich der Renovation 2009 wurde der gesamte Brunnen durch René Friedrich aus Brütten wieder neu behauen.
Bilder: Judith Bähler, Bülach
Da der Rathausbrunnen an einer Quelle angeschlossen ist, führt er auch im Winter Wasser. An sehr kalten Tagen bilden sich dann fantastische Eiszapfen und Formationen. In den Jahren 1708 und 1709 wurde der Trog des Vorgängerbrunnens durch die Kälte und das Eis sogar beschädigt und musste repariert werden.
Der Rathausbrunnen ist auch im Inventar der Denkmalschutzobjekte von überkommunaler Bedeutung des Kantons Zürich verzeichnet.